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künstlerisches Statement- Regine Jankowski

Ausgangspunkt meiner künstlerischen Arbeit ist meine Leidenschaft für die Farbe. Wie die kompositorischen Mittel in der Musik schafft Farbe in Malerei und Skulptur Reibung, Räumlichkeit und Rhythmus.
Im Dialog mit meinem Material entstehen malerische Reliefs und Skulpturen, die ich als abstrakte Farbräume verstehe.
Ich arbeite mit Acrylfarben und benutze sie schüttend und gießend auf Leinwände sowie als getrocknete Farblachen und Farbreste, die amorphe Formen bilden. Wie Bühnencharaktere finden diese Gebilde Platz in Szenen einer Handlung.
Meine Kompositionen untersuchen die Beziehung zwischen Farben und Formen. Wann schwächen oder stärken sie sich gegenseitig, wenden sich einander zu oder voneinander ab, gehen ein harmonisches oder disharmonisches Verhältnis ein oder konkurrieren miteinander.
Mein Anliegen ist es, fragile Beziehungen zu stabilisieren und neu zu ordnen.

 

Materie in Bewegung – Zu den Arbeiten von Regine Jankowski.
Andrea-Katharina Schraepler, Kunsthistorikerin, Berlin.

Die Arbeiten von Regine Jankowski visualisieren Farbtransformationen. Dabei begreift die Malerin die jeweils ausgewählten Farbträger Leinwand, Acryl und Plastik als zu entgrenzende Materie. Deren Ausdehnung und Formung überlässt sie großteils dem Eigensinn des jeweiligen Materials. Unzählige Farblachen samt zerknüllter und zusammengedrückter Kunststoffteile entstehen. Mit diesen Gebilden bereichert sie ihre Bilder. Sukzessiv und konsequent erweitern diese den Bildraum bis hin zu ihrer vollständigen Materialisierung als autonome Plastik.

Die Collagen der Werkserie „Kompositionen“ zeigen den Auftakt der etappenweise plastischen Ausweitung des Bildraumes. Die Künstlerin bemalt, begießt, besprüht und beklebt die Leinwände in einem Schaffensprozess, der von kompositorischer und maltechnischer Auseinandersetzung und Vertiefung zeugt. Das jeweils differenzierte Farbspektrum der Serie reicht von den unbunten Farben schwarz und weiß, über die Grund- und Mischfarben bis hin zu Neonfarben. Die sich auf der Leinwand ausbreitenden Farblachen bringen die unterschiedlichsten Stadien von Farbzuständen zum Ausdruck. Zu sehen sind: Gesprühte Farbwolken, direkt auf die Leinwand gegossene Farbseen sowie getrocknete und applizierte Acryllachen. Diese ragen vereinzelt über den Bildrand heraus und erweitern so das begrenzte Format der Leinwand. Ihre Materialität offenbart teilweise noch den Gerinnungsprozess, indem Blasen, Wellen, Klumpen, oder die Struktur des ehemaligen Untergrundes noch als jeweiliger Abdruck enthalten ist. Alle sind sie auf ihr Werden hin ausgerichtet. Die Farblachen scheinen auch im erstarrten Zustand etwas Instabiles zu verkörpern, eine zufällige Situation, die sich jederzeit wieder verändern könnte.Der dynamische und veränderliche bildnerische Ausdruck wird durch die Integration einzelner Kunststoffsegmente, wie geknautschter PET-Flaschen und zerknüllter Plastiktüten verstärkt.

Roland Barthes widmet in seiner Publikation „Mythen des Alltags“ ein Kapitel dem Kunststoff Plastik. Für ihn ist der synthetische Stoff eine alchimistische Substanz, eine Idee endloser Umwandlung: es ist weniger Gegenstand als Spur einer Bewegung. Es ist eine geronnene Substanz. Dieses Motiv des Transitorischen begegnet uns in den aus diversen Kunststoffen, wie Acryl, PE und PET gefertigten Arbeiten von Regine Jankowski wieder.

Besonders in ihren Arbeiten der Serie „Mikrokosmos“, die als Assemblagen den Übergang zur freien, eigenständigen Plastik darstellen, zeigen sich die skulpturalen Gebilde wie Kristallisationen komplexer Bewegungsabläufe. Ihre expressive Dynamik resultiert aus der Schichtung und Häufung einzelner zusammengeballter Kunststoffrudimente und getrockneter Farblachen auf PET als Bildträger. Die Lachen bergen, ebenso wie diese der Werkserie „Kompositionen“, die Spuren ihrer Herkunft noch in sich. So sieht man hier teilweise noch die Abdrücke von Flaschen- und Tubenhälsen, oder die Musterung diverser Schalen oder Folien, die als Untergrund für die Trocknung der Farbe dienten. Der bewusste Einsatz transluzenter Bildgründe bei einigen Arbeiten verstärkt die Vorstellung eines Entwicklungsprozesses, da wir Phänomene der Transluzenz, wie z.B. Nebel, beschlagene Scheiben oder Materialtrübungen in unserer Umwelt als Indikatoren für einen gerade ablaufenden oder vergangenen Prozess erkennen. Die Schichtung in den Assemblagen von vielen durchsichtigen und vereinzelten farbigen Acrylpartien übereinander bewirkt, dass Transluzenz als Tiefenwirkung, als eine Art inneres Leuchten, entsteht, so dass den Objekten eine ihnen immanente Plastizität eingeschrieben ist.

Ausgehend von den Assemblagen schafft die Künstlerin die Überleitung zur autonomen Plastik als weiteren konsequenten und bildnerischen Schritt. Hier setzt sie als Bildträger überwiegend zerknautschte PET-Flaschen und Plastiktüten ein, die in Kombination mit den Acryllachen ein höchst energetisches und gleichzeitig fragiles Gefüge sichtbar machen.

So macht die Künstlerin Regine Jankowski die Balance zwischen dem Transitorischen, der Materie in Bewegung und dem Fragilen, der Materie als Gefüge, zur Basis ihres künstlerischen Schaffens. Das kluge Ausloten dieser beiden Pole beschreiben die Kraft und die Spannung ihrer Werke.